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Kanalbearbeitung WSBK-ZX7RR

Verfasst: 28 Mai 2014 23:06
von Dennis
Wer sich auch mal gefragt hat, wieso die Kanäle der ZXR/ZX-7R deutlich größer sind als die von Wettbewerbern:
Kawasaki wusste es wohl einfach nicht besser.
Anscheinend bekamen selbst die WSBK-Maschinen mit deutlich höherem Luftdurchsatz die Kanäle VERKLEINERT.
Man sehe sich folgendes Vergleichsbild an, was laut der Zeitschrift Motorrad angeblich einen ehemaligen WM-Motor einer ZX-7R zeigt.
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Re: Kanalbearbeitung WSBK-ZX7RR

Verfasst: 29 Mai 2014 21:02
von Walnussbaer
Das ist doch ein alter Hut. Die Einlasskanäle bei der ZX7R mit Epoxydharz auszugießen ist hier das Mittel der Wahl. Ja, die Bilder zeigen den 7er Werkskopf und dass die wussten, was sie tun, zeigen ja eben die Bilder vom Kopf. Zu der Bauzeit der 7er haben die anderen Hersteller die Einlässe fast genauso ausgelegt, nämlich groß und rund. Suzuki leicht oval, aber nicht wirklich extrem. Die Superbikes hingegen waren bei allen Herstellern alle oval und klein...ich nehme mal an, das hat beim Serienmoped einfach kaum ne Relevanz und wird erst in der heutigen Zeit, wo das letzte PS rausgekitzelt wird, immer wichtiger. So haben heute die meisten ovale Einlässe. Aber noch immer nicht alle...also SO viel kann es auch wieder nicht bringen. Es wäre ja ein Leichtes, das so zu machen...und PS rauszuholen. Kawasaki bei der 7er nun Dummheit zu unterstellen, halte ich für falsch.

Re: Kanalbearbeitung WSBK-ZX7RR

Verfasst: 29 Mai 2014 21:21
von Kratzi
Ich habe sowas vor langer Zeit mal entdeckt...ist aber ein 9er B Motor

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http://homepage.ntlworld.com/webzxr/zxr ... gvart.html" onclick="window.open(this.href);return false;

Re: Kanalbearbeitung WSBK-ZX7RR

Verfasst: 29 Mai 2014 21:34
von Windy-ZXR
Walnussbaer hat geschrieben: Kawasaki bei der 7er nun Dummheit zu unterstellen, halte ich für falsch.
das seh ich genauso. ich sehe darin eine maßnahme welche durch die rahmenbedingungen der damaligen zeit erforderlich waren.
diese waren 750cc und vergaser. um die spitzenleistung auf werksniveau zu heben brauchte es auch mittel, welche auf der straße unfahrbar gewesen wären. da für diese variante auch ein spezieller guß erforderlich war, bin ich mir sicher, dass sowas nicht mal so nebenbei erfunden wurde. ich möchte auch gar nicht wissen vieviele stunden der schlitzäugige kollege an der fließbank stand um alle versuche zu protokollieren.
"bigger is better" trifft nicht für alles zu :mrgreen: :mrgreen:

Re: Kanalbearbeitung WSBK-ZX7RR

Verfasst: 29 Mai 2014 22:34
von Dennis
Die Formulierung war zugegebenermaßen sehr flapsig, aber ne Meisterleistung seitens Kawa ist das sicher nicht. Wahrscheinlich einfach um billiger produzieren zu können, da vorn der Querschnitt aufgrund der gewählten Vergaser ja nötig ist, und die Verjüngung wohl etwas komplizierter zu fertigen ist als ein großteils gleichbleibender Querschnitt.

Das was ich eigentlich anregen wollte, war das hier ein offenbar großes Potential brach liegt, worauf in den Kitbüchern leider auch nicht hingewiesen wird.
Diese Maßnahme verbessert offenbar die Füllung bei Spitzenleistung bei unseren Motoren sogar noch, gleichzeitig sind besonders bei geringeren Drehzahlen ebenfalls deutliche Vorteile zu erwarten.
Obendrein ist diese Maßnahme zumindest bei den Einlasskanälen sehr günstig, reversibel und vergleichsweise einfach zu bewerkstelligen.

Re: Kanalbearbeitung WSBK-ZX7RR

Verfasst: 31 Mai 2014 17:26
von Klaus69
Der Knackpunkt ist das man wissen muß an welcher Stelle welcher Querschnitt gebraucht wird. Einfach "nur kleiner" führt auch nicht zum gewünschten Erfolg. Habe auch schon vor Jahren auf `ner amerikanischen Seite von der Epoxy Methode gelesen...

Wer mal nachlesen will Mototune USA. Ist etwas länger und english :clown:

Re: Kanalbearbeitung WSBK-ZX7RR

Verfasst: 29 Jun 2014 18:24
von Dennis
Ich hab mich die letzten Tage mal nebenher durch ALLE Seiten von dem Typ durchgehangelt.
Auch wenns teils recht eigenartig geschrieben ist, sind ein Haufen netter Ideen dabei und die Seite als Ganzes doch sehr lesenswert.

Am relevantesten:
http://www.mototuneusa.com/power_news_- ... nozzle.htm" onclick="window.open(this.href);return false; (Letztes Drittel)
http://www.mototuneusa.com/power_news_- ... erbike.htm" onclick="window.open(this.href);return false; (Ab der Hälfte)

Ausgehend von 30mm Einlassventildurchmesser (ZX7R) und 30mm Kanaldurchmesser an der kleinsten Stelle (ich kenn den Wert bei Zx7r+Zxr nich genau) würde das bei 10000Upm bedeuten:
Originale Spitzengeschwindigkeit im Ansaugkanal: 88 m/s
Spitzengeschwindigkeit nach der Epoxymaßnahme mit den empfohlenen 35% an Höhenreduktion (Auf 65% des Ventildurchmessers. Nicht wirksamer Querschnitt! Kreissegmente etc. sind eingerechnet):
etwa 130,2 m/s.
Bei 12500Upm wären das entsprechend 110 m/s bzw. 162,75 m/s.
Ein 9er-Motor hätte bei 12500Upm 132 m/s und 195 m/s nach der Modifikation.
"Normale" Geschwindigkeiten bewegen sich im Bereich von 50-100 m/s.

Kann jemand den Kanaldurchmesser an der engsten Stelle an einem JKLM/9B oder NP-Kopf messen?

edit: Nochma nachgerechnet, es ist "nur" eine höhere Geschwindigkeit von 148% zu erwarten.

Re: Kanalbearbeitung WSBK-ZX7RR

Verfasst: 17 Jul 2014 2:16
von Dennis
Nach Wälzen von Fachliteratur und ein paar Unterhaltungen mit Leuten, die laut Titel was davon verstehen sollten, hier mal ein paar weitere Gedankengänge.

1)
Die Flammengeschwindigkeiten sind höher aufgrund positiver Auswirkung der Ansauggeschwindigkeit auf die Turbulenz des Gemisches innerhalb des Brennraums.
Das Gemisch ist folglich homogener und kann schneller abbrennen, was eine Leistungssteigerung bewirken könnte.
Es ist weniger Frühzündung nötig.
Da die Flammengeschwindigkeit allerdings mit der Drehzahl ansteigt, ist der angebliche Leistungszuwachs auch zumindest bei Höchstdrehzahlen damit nur eingeschränkt erklärbar.

Beispiel Flammengeschwindigkeitsverlauf eines Motorradmotors:
Bild

Den selben Effekt könnte man durch eine bessere Brennraumgestaltung den selben Effekt erhalten. Dies ist bei Kitmotoren eine Standardprozedur.
Außerdem ist fraglich, ob nicht einfach nur der Zündzeitpunkt nun besser passt, da durch die schnellere Verbrennungs etwas ähnliches passiert wie bei einem Vorziehen des Zündzeitpunkts.

2)
Es wird keinesfalls nur der Kanal verkleinert. An einer kritischen Stelle, dem Eintritt des Ventils in den Ansaugkanal, wird Material entfernt.
An dieser Stelle treten sonst Turbulenzen auf. Yoshimura etwa führt so etwas routinemäßig durch und hat offenbar auch aussagekräftige Vergleichstest gemacht (Leistungstests, kein wenig sagender Durchfluss auf einer FlowBench).
Dies scheint zuverlässig im oberen Drehzahlbereich einen leichten Vorteil zu bringen und scheint plausibel.
Allerdings ist dieser Schritt kein Teil von Motomans Programm im eigentlichen Sinne, sondern von ihm nur durchgeführt um mit dem Werkzeug ordentlich ranzukommen.
Bild
(mototuneusa.com)

3)
Kleine Radien sind kontraproduktiv. Es gilt als allgemeine Faustregel:
(Radius zu Kanalmitte)/(Durchmesser Kanal) >=2. Je größer, desto besser.
Was hier indirekt gemacht wird ist eine Radiusvergrößerung.
Bild
(mototuneusa.com)
Wenn die Radiusvergrößerung allerdings nicht nur als Nebeneffekt aufträte sondern Ziel wäre, so könnte man mit dieser Form beispielsweise einen größeren Radius erzielen:
Bild

4)
Volumen die nicht notwendig sind um den Luftstrom passieren zu lassen senken die Strömungsgeschwindigkeit, bzw. unnötig große Querschnitte, bewirken neben verschlechterter Gemischbildung (1) ebenfalls geringere gasdynamische Effekte. Soweit nachvollziehbar.
Aufgrund der Kanalgestaltung, mit effektiv zwei nebeneinanderliegenden Kreisen, ist der Bereich oben und unten, bzw. parallel zur Linie die durch die Mittelpunkte der beiden vereinzelten finalen Ansaugkanäle läuft, am verzichtbarsten.
Aber:
Die Motoman-Variante nimmt hier ausschließlich unten Querschnitt weg.
Effektiver wäre es wohl, den Querschnittsverlust auf beide Seiten zu verteilen. Wie es bei vielen Serienmotoren heute üblich ist, und auch bei der Wsbk-ZX7RR.
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