Nockenwellen nachhärten???

Alles was die Technik der ZXR betrifft, aber in keine andere Rubrik paßt.
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Tie
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Nockenwellen nachhärten???

Beitrag von Tie »

Mein Honda-Spezi ist kürzlich fast Amok gelaufen, weil er bei ner aufgemotzten CB 1300 schon den zweiten Satz eingelaufener Nockenwellen zu wechseln hatte.
Daraufhin meinte er zu mir "Du bist doch Ingenieur! Was macht man da?".
Nunja, im ersten Moment mit den Schultern zucken.
Daraufhin hab ich mich auf die Suche nach Infos gemacht und bin sogar in meinem Heimatkaff fündig geworden!

Die Frage jetzt an Euch:
Hat einer schonmal sowas machen lassen oder hat Erfahrungen mit sowas?
Die L hat doch auch glaube ich chronische Schwierigkeiten damit.
Kann man also einfach die Nockenwellen, so wie sie sind, zum Härten bringen und einfach wieder verbauen, oder sollte man das lassen?

Seht mal hier: http://www.nitrion.de/html/technik/plasmanitrieren.html
Woher soll ich wissen was ich denke, wenn ich nicht lese, was ich schreibe?

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mvp
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Beitrag von mvp »

Gute Frage, ich denke, dass die Nocken ganz schön auf die Ventile hämmern, wenn du mit 10.000 rpm unterwegs bist, somit sollte auf jeden Fall sichergestellt sein, dass nach dem Härten noch genug Zähigkeit vorhanden ist damit die Nocken nicht Splittern, weil sie zu Hart sind. Ich weiss, das mit dem splittern ist jetzt übertrieben, aber soweit ich weiss verliert ein Metall beim Härten an Zähigkeit und gewinnt dafür an Härte(ich lasse mich aber auch gerne eines besseren belehren).
Zum anderen vergleich ich es jetzt einfach mal mit zu harten Bremsbelägen, die die Bremsscheibe auffressen, weil sie zu Hart sind, könnte dies hier nicht auch in geringerem Maße passieren?

alter-mann

Re: Nockenwellen nachhärten???

Beitrag von alter-mann »

Fremdkörper hat geschrieben:...schonmal sowas machen lassen oder hat Erfahrungen mit sowas?...
... noe ...
sehe aber im "prinzip" kein problem damit ...
warum ?

1- ich habe keine ahnung ... davon :P

aber wichtiger :

2- eine firma die "solche" arbeiten anbietet wird sich hueten einen "fehler"
zu machen ? ... oder ...
bzw. wird "dir" - "mir" genau sagen muessen - koennen was sache ist ?

Frank

Beitrag von Frank »

Vernünftig geht das nur über Induktionsverfahren. Firmen mit Kurbelwelleninstandsetzung können sowas machen. Mit vernünftigem Motoröl dürfte sich das Problem auch deutlich reduzieren lasen.

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Terrini
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Beitrag von Terrini »

Also, wenn ich das richtig verstanden habe, geht es darum, Original-Nockenwellen nochmals "pro forma" nachzuhärten, oder?
Bin eher der Meinung, dass das Nachhärten nicht geht, ohne die Nocken nochmals mechanisch zu bearbeiten.

Falls aber jemand ernsthaftes Interesse hat, werde ich mal den techn. Leiter der Nockenwellenfirma "Dr. Schrick" anrufen. Der sollte es genau wissen, da Schrick Nockenwellen für die DTM, ToyotaF1 und MotoGP liefert. Außerdem ist er ein Kunde von mir :wink:
keinen Bock mehr auf Signaturen :|

Gast

Beitrag von Gast »

Hallo zusammen Terrini hat recht ich hab beruflich damit zu tun und bei mir werden kurbelwellen vorgedreht dann Gehärtet und dann geschliffen! Weil sich das Material beim härten verzieht also könntest du das teil nach dem härten wegschmeißen da sich beim nochmaligen bearbeiten du unter dem soll Maß bist da stimmen die steuerzeiten ja nicht mehr denke ich oder?

Kawikaze

Beitrag von Kawikaze »

Imho seh ich da kein Problem.
Wenn die von Fremdkörper angegebene Firma ihre Aussagen einhält, dürfte das für Nockenwellen in Ordnung gehen.
Nachträgliche Kontrolle des Rundlauffehlers natürlich Pflicht.
Richten dürfte möglich sein. Spiel der Nw-Lagerbohrungen ist sehr groß (ca. 1/10mm), daher sind Rundlauffehler von bis zu 3/100mm tolerabel/unkritisch).
Nitriertiefe von 1mm ist nahezu perfekt für NWs., würden sich daher sogar noch nachschleifen lassen.
Und normalerweise werden nur die Nocken nachgehärtet, daher brauchen die Lagersitze auch nicht nachgearbeitet werden...

Zwotausender

Beitrag von Zwotausender »

Wenn eine Nockenwelle, die von Natur aus hart ist, in einem weichen Aluminiumkopf einläuft, ist nachhärten denke ich nicht die Lösung des Problems.

Gruß
Tom

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Casi
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Beitrag von Casi »

habe mir den Link nicht angeschaut, aber mit Nitrieren sehe ich da kein Problem - da verzieht sich normalerweise nichts und es kann eine recht hohe Oberflächenhärte erreicht werden.
Desweiteren kann man beim Nitrieren, da es ja in einer Gasatmosphäre (afaik Amoniak) gemacht wird, Bereiche die nicht gehärtet werden sollen abdecken.
Soweit ich weiss trägt Nitrieren auch minimal auf, was sich aber im 1/1000 Bereich abspielt.

edit: Ich denke mal, dass die Nocken und nicht die Lagerstellen eingelaufen sind - sonst wäre das mit nem NW tausch nicht erledigt :wink: - hier wäre evtl. auch die leicht raue Oberfläche nech dem Nitrieren von Vorteil, da sich dort ein Schmierfilm besser halten könnte (Theorie von mir).
Gruss Casi

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Tie
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Beitrag von Tie »

Also nur nochmal zur Klärung:
Nicht ich habe da ein Problem (außer daß es mich generell interessiert, ob man sowas machen kann), sondern ein Kumpel von mir.
Und dabei geht es nicht um eine Reparatur einer bereits eingelaufenen Nocken, sondern um eine Nachbehandlung einer Serienwelle, die in einem aufgeblasenen 1300-er Motor (Honda) mehr Standfestigkeit beweisen soll, als der offensichtliche serienmäßige Müll.
Da aber ein ähnliches Problem auch bei Ls bekannt ist, wollte ich erfragen, ob schonmal jemand sowas gemacht hat, bevor er wieder (ggf. schwache) NWs verbaut hat, um die eingelaufenen Weichdinger zu ersetzen.
Zuletzt geändert von Tie am 05 Jan 2006 1:47, insgesamt 1-mal geändert.
Woher soll ich wissen was ich denke, wenn ich nicht lese, was ich schreibe?

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Casi
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Beitrag von Casi »

bei der L hast du aber eigentlich eher Pitting, als eingelaufene - oder?
bei meinem Motor war`s damals jedenfalls Pitting durch nen Gußfehler (Lunker am Ölkanal )
Gruss Casi

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Tie
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Beitrag von Tie »

Wenn es sich bei den L-Wellen um Pitting handelt, bin ich hier eh verkehrt. Das wußte ich nicht. (Woher auch?)
Naja, wenigstens haben wir ne interessante Diskussion... :wink:
Woher soll ich wissen was ich denke, wenn ich nicht lese, was ich schreibe?

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SEMMEL

Beitrag von SEMMEL »

was ist piiting :oops: :oops: :oops:

ich bin dumm gebohren und hab nix dazugelernt also dachte ich mir ich frag jetzt mal ganz blöd und lerne doch noch was :wink:

gruß chris

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Tie
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Beitrag von Tie »

"Pitting" ist, wenn punktuell Material ausbricht. Häufig zu finden an zu harten Nocken und vor allem an zu harten (oder zu wenig zähen) Zahnrädern.
Woher soll ich wissen was ich denke, wenn ich nicht lese, was ich schreibe?

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Gast

Beitrag von Gast »

... bei mir sahen damals die Nocken aus wie der mond (ok, nicht ganz, aber da waren deutlich sichtbare "krater" - diese
kraterlandschaft hat dann brav die kipphebel runtergeschliffen (waren halb durch)... böse sache sowas :? Pitting ist des Teufels, aber bei rel. vielen Sportmopeds leider "normal"....

Gast

Beitrag von Gast »

Hi
Nitrieren ist kein Problem. In meiner Ausbildung wurden zum Teil Originale Nocken so umgeschliffen das es dickere Einstellplättchen brauchte und somit mehr Hub erzeugte. Brachte nicht viel, aber für die schmalen Geldbörsen wurde das gemacht. Nach dem abschleifen nitrieren, nachpolieren fertig. Nitrieren erzeugt nur eine Oberflächenhärte. Was auch noch gemacht wurde ist bei Nocken oder Kurbelwellen mit Pittingspuren ist hartchromen. Da wird das Ganze geschliffen und es kommt eine sehr harte Chromschicht drauf. Geht aber nur bei den Lagersitzen. Ich denke wenn man das einer Firma gibt die auf solche Sachen spezialisiert sind gibts keine Probleme damit.
Fazit eben: Zu hart=Pitting/ Zu weich=Einlaufen. Ich könnte sonst auch in der Zylinderschleiferei(Motorenrevisionswerkstatt) mal nachfragen. Die Firma in der ich die Ausbildung gemacht habe besteht zum Glück immer noch.
Gruss UWE

Frank

Beitrag von Frank »

Gutes Öl verringert den Verschleiß mangelhaft gehärteter Nockenwellen deutlich.

heizer_2

Beitrag von heizer_2 »

...und kalte motoren nicht übelst hochdrehen nach dem anlassen... ;-). Das beugt dem verschleiß vor.

Nitrieren ist ein chemischer prozess bei etwa 300-500°C. Es diffundieren teilchen in die oberfläche ein, welche sich mit dem metall verbinden. Die nitrierschicht entsteht. Die schichtdicke liegt im µm bereich.


@tobi
Sag mal deinem spezi er soll dem kunden sagen, dass er die karre kalt nicht so quälen soll und er soll keine 20er mineralölbutter in das motörchen kippen ;-). Das hält das auch...

Gast

Beitrag von Gast »

Frank hat geschrieben:Gutes Öl verringert den Verschleiß mangelhaft gehärteter Nockenwellen deutlich.
ich glaube hier geht es um Ursachenbekämpfung, nicht um Symptombeseitigung. Mann will die Zerstörung ja nicht hinauszögern sondern verhindern.

Flammhärten wird wie schon erwähnt nicht möglich sein da dabei Zunder an der glühenden Oberfläche entsteht was eine Nachbearbeitung erfordert.

Nitrieren könnte ich mir auch vorstellen, allerdings müsste man sicherstellen dass sich die Nockenwelle dabei nicht verzieht, immerhin ca. 300 Grad C.

Frank

Beitrag von Frank »

Nachbearbeitung ist so tragisch nicht; ein leicht verringerter Ventilhub so tragisch nicht.

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