Re: bevor die Fußrasten schleifen rutscht der Reifen
Verfasst: 12 Mär 2014 14:51
a)
Bei Hangoff hast du bei gleicher Kurverngeschwindigkeit weniger Schräglage. Das heißt aber NICHT, dass der Reifen weniger Kräfte übertragen muss.
Oder andersrum: Wenn du wirklich extrem runterhängst, kommt der Reifen unter Umständen an seine Grenzen bevor du am Rand bist.
b)
Die gängige Annahme, dass ein Reifen bei vergleichsweise langsamer Fahrt auf der Landstraße weniger Grip benötigt, ist schlicht falsch. Die vom Hinterrad zu übertragenden Kräfte bzw. das Raddrehmoment sind beim Rausbeschleunigen aus langsamen Kurven deutlich höher, als bei einer schnellen Kurve, wie auf Rennstrecken etwa üblich.
Sagen wir mal, deine H hat bei bei 6000 Umdrehungen/min 50Ps am Hinterrad.
Wenn du ne langsame Kurve mit 50km/h fährst, und das Gas etwa zur Hälfte aufziehst bei diesen 6000 Umdrehungen, was ausreicht für volle Leistung bei dieser Drehzahl.
Dann hast du (annähernd) ein Raddrehmoment, das genau so groß ist, wie wenn du bei nem modernen 1000er Sportler bei 150km/h die volle Leistung abrufst.
Würdest du das in starker Schräglage tun?
Wichtig ist hierbei die effektive Schräglage, welche durch deinen Körperschwerpunkt kombiniert mit dem Motorradschwerpunkt bestimmt ist und bei Hangoff entsprechend größer ist als die vom Motorrad alleine.
c)
Die Haftung des Reifens auf dem Fahrbahnbelag ist nicht nur vom Reifen selbst abhängig, sondern zum sehr großen Teil auch vom Fahrbahnbelag bzw. dessen Reibkoeffizienten. Auf glattem Belag hast du entsprechend weniger Möglichkeiten.
d)
Ist der Reifen überhaupt ordentlich auf Betriebstemperatur? Unter einer bestimmten Temperatur ist das Ding zu hart zum richtigen Greifen, ab einer gewissen Temperatur baut der Grip wieder ab.
Der Druck im Inneren bestimmt auch stark, wie sehr das Ding sich erwärmt (Walkarbeit). Hast du maximalen Druck (für Sozius oder Autobahn) und fährst aber nur alleine mit wenig Gewicht durch die Gegend, kann das DIng auch kälter bleiben als sinnvoll ist.
e)
Reifenkontaktfläche zur Fahrbahn. Bei zuviel Luftdruck gibt der Reifen weniger nach und es liegt weniger Material auf der Fahrbahn auf.
Weniger Auflagefläche -> Weniger Grip. Unnötig viel Druck -> Gripverlust. Reifengummimischungen haben eine nicht-lineare, degressive Kennlinie. D.h. das gute alte p=F/A aus dem Physikunterricht is hier nicht anwendbar.
f)
Fahrstil. Reißt du schlagartig das Gas auf, hast du eine Lastspitze. Die ist sehr viel schlechter, als ein langsames, kontinuierliches Gasaufziehen und sorgt für ein (kurzzeitiges) Rutschen, das zusätzlich Unruhe ins Fahrwerk bringen kann.
g)
Schlechter Zustand der Fahrwerksteile. Hast du beispielsweise stark verschlissene Ruckdämpfer, schlichtweg fehlerhafte Einstellungen oder Defekte an deiner Gabel/Federbein/wasAuchImmer, kriegst du ähnlich f) vermeidbare Lastspitzen rein.
Mit einer z.B. viel zu harten Dämpfung verliert dein Reifen bei Unbebenheiten leicht den Kontakt zur Fahrbahn.
Höher-/Tieferlegungen oder andere Geometrieveränderungen beeinflussen entscheidend die beim Motorrad sehr wichtigen dynamischen Radlastwechsel.
Obige Liste hat keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit und ist spontan in kurzer Zeit entstanden.
Was ich damit sagen will, in Kurzform:
Die Leistung, die du freilassen musst, damit dein Hinterrad rutscht, ist stark abhängig von vielen Faktoren.
Selbst mit einer Zxr, die für heutige Sportmotorradverhältnisse wenig Leistung hat, ist es problemlos möglich durch Fehlverhalten topmoderne Gripwunderreifen an ihre Haftungsgrenze zu bringen. Eine Aussage nach dem Format "Reifen X rutscht bei Motorrad Y nicht" ist schlicht falsch.
Bei Hangoff hast du bei gleicher Kurverngeschwindigkeit weniger Schräglage. Das heißt aber NICHT, dass der Reifen weniger Kräfte übertragen muss.
Oder andersrum: Wenn du wirklich extrem runterhängst, kommt der Reifen unter Umständen an seine Grenzen bevor du am Rand bist.
b)
Die gängige Annahme, dass ein Reifen bei vergleichsweise langsamer Fahrt auf der Landstraße weniger Grip benötigt, ist schlicht falsch. Die vom Hinterrad zu übertragenden Kräfte bzw. das Raddrehmoment sind beim Rausbeschleunigen aus langsamen Kurven deutlich höher, als bei einer schnellen Kurve, wie auf Rennstrecken etwa üblich.
Sagen wir mal, deine H hat bei bei 6000 Umdrehungen/min 50Ps am Hinterrad.
Wenn du ne langsame Kurve mit 50km/h fährst, und das Gas etwa zur Hälfte aufziehst bei diesen 6000 Umdrehungen, was ausreicht für volle Leistung bei dieser Drehzahl.
Dann hast du (annähernd) ein Raddrehmoment, das genau so groß ist, wie wenn du bei nem modernen 1000er Sportler bei 150km/h die volle Leistung abrufst.
Würdest du das in starker Schräglage tun?
Wichtig ist hierbei die effektive Schräglage, welche durch deinen Körperschwerpunkt kombiniert mit dem Motorradschwerpunkt bestimmt ist und bei Hangoff entsprechend größer ist als die vom Motorrad alleine.
c)
Die Haftung des Reifens auf dem Fahrbahnbelag ist nicht nur vom Reifen selbst abhängig, sondern zum sehr großen Teil auch vom Fahrbahnbelag bzw. dessen Reibkoeffizienten. Auf glattem Belag hast du entsprechend weniger Möglichkeiten.
d)
Ist der Reifen überhaupt ordentlich auf Betriebstemperatur? Unter einer bestimmten Temperatur ist das Ding zu hart zum richtigen Greifen, ab einer gewissen Temperatur baut der Grip wieder ab.
Der Druck im Inneren bestimmt auch stark, wie sehr das Ding sich erwärmt (Walkarbeit). Hast du maximalen Druck (für Sozius oder Autobahn) und fährst aber nur alleine mit wenig Gewicht durch die Gegend, kann das DIng auch kälter bleiben als sinnvoll ist.
e)
Reifenkontaktfläche zur Fahrbahn. Bei zuviel Luftdruck gibt der Reifen weniger nach und es liegt weniger Material auf der Fahrbahn auf.
Weniger Auflagefläche -> Weniger Grip. Unnötig viel Druck -> Gripverlust. Reifengummimischungen haben eine nicht-lineare, degressive Kennlinie. D.h. das gute alte p=F/A aus dem Physikunterricht is hier nicht anwendbar.
f)
Fahrstil. Reißt du schlagartig das Gas auf, hast du eine Lastspitze. Die ist sehr viel schlechter, als ein langsames, kontinuierliches Gasaufziehen und sorgt für ein (kurzzeitiges) Rutschen, das zusätzlich Unruhe ins Fahrwerk bringen kann.
g)
Schlechter Zustand der Fahrwerksteile. Hast du beispielsweise stark verschlissene Ruckdämpfer, schlichtweg fehlerhafte Einstellungen oder Defekte an deiner Gabel/Federbein/wasAuchImmer, kriegst du ähnlich f) vermeidbare Lastspitzen rein.
Mit einer z.B. viel zu harten Dämpfung verliert dein Reifen bei Unbebenheiten leicht den Kontakt zur Fahrbahn.
Höher-/Tieferlegungen oder andere Geometrieveränderungen beeinflussen entscheidend die beim Motorrad sehr wichtigen dynamischen Radlastwechsel.
Obige Liste hat keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit und ist spontan in kurzer Zeit entstanden.
Was ich damit sagen will, in Kurzform:
Die Leistung, die du freilassen musst, damit dein Hinterrad rutscht, ist stark abhängig von vielen Faktoren.
Selbst mit einer Zxr, die für heutige Sportmotorradverhältnisse wenig Leistung hat, ist es problemlos möglich durch Fehlverhalten topmoderne Gripwunderreifen an ihre Haftungsgrenze zu bringen. Eine Aussage nach dem Format "Reifen X rutscht bei Motorrad Y nicht" ist schlicht falsch.